Unsere Software zum Thema: immersive FIBER
Berechnung spritzgegossener kurzfaserverstärkter Kunst-
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Der Schubmodul in der 2-3-Ebene kann nach Halpin und Kardos /6/ berechnet werden:
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Die Querkontraktionszahl bei Zug in Faserrichtung wird allgemein nach der Mischungsregel ermittelt /6/:
Andere Theorien zu mikromechanischen Verhalten von Verbundwerkstoffen wurden z. B. von Tandon & Weng /10/, und Cox /8/ veröffentlicht.
Thermisches Verhalten
Als Beispiel für entsprechende Ansätze zur Berechnung der unterschiedlichen thermischen Ausdehnung sei hier der Ansatz nach Marom & Weinberg /5/ dargestellt:
Bei unidirektionaler Faserorientierung gilt für den Ausdehnungskoeffizienten in Faserrichtung
und für den Ausdehnungskoeffizienten quer zur Faserrichtung
Der Faktor k (0 < k <1) dient wie die Halpin-Tsai-Parameter xi zur Anpassung an Meßergebnisse.
Andere Ansätze liegen von Cox /8/, Scharpery /4/und Schneider /9/vor.
Verwendung experimentell bestimmter Materialkennwerte
Die Messung von mechanischen und thermischen Materialkennwerten von kurzfaserverstärkten Kunststoffen in Abhängigkeit von der Faserverteilung, -orientierung, dem Faservolumenanteil sowie der Temperatur ist sehr aufwendig. Das Hauptproblem stellt hierbei die Herstellung von Proben mit einer möglichst hohen Faserausrichtung dar. Durch geeignete Herstellbedingungen können zwar hohe Orientierungsgrade in der Kernschicht erreicht werden, die nahezu orthogonale Orientierung in den Randschichten im Vergleich zur Kernschicht läßt sich jedoch kaum verhindern. Abhilfe schafft hier nur eine aufwendige mechanische Abtragung der Randschichten. Zur Bestimmung der Materialkennwerte in Abhängigkeit von der Orientierung werden die Proben meist aus Platten mit hoher Orientierung entnommen und zwar in Vorzugsrichtung und senkrecht dazu. Man erhält auf diese Weise einen Satz von Kennwerten, die denjenigen nach den mikromechanischen Theorien entsprechen.
Übertragung auf nicht unidirektionale Faserverteilung
Die oben genannten mikromechanischen Modelle gehen meist von einer unidirektionalen Faserverteilung aus. Auch Meßwerte liegen in der Regel nur für diesen Fall vor. In der Realität treten jedoch Faserverteilungen auf, die sich zwischen diesen beiden Extremen bewegen.
Mit sogenannten makromechanischen Ansätzen wird daher versucht, die Ergebnisse des unidirektionalen Falls auf andere Orientierungsgrade umzurechnen.
Ist neben dem Winkel der Hauptfaserorientierung der prozentuale Anteil von Fasern in dieser Richtung und senkrecht dazu bekannt, kann eine relativ grobe Abschätzung der sich ergebenden Verbundkennwerte nach einer Art Mischungsregel erfolgen:
FOR1 und FOR2 sind die prozentualen Anteile der Fasern in der jeweiligen Richtung.
Entsprechend kann bei den anderen thermischen und mechanischen Kennwerten vorgegangen werden.
FEM-Berechnung
Ausgehend von der berechneten Faserorientierung und -verteilung kann nun über die oben genannten mikro- und makromechanischen Ansätze für jedes Element ein Satz orthotroper Materialkennwerte berechnet werden.
Damit stehen theoretisch alle nötigen Kennwerte für statische und thermische FE- Berechnungen (Materialorientierung, mechanische und thermische Kennwerte in Materialrichtung und senkrecht dazu) zur Verfügung.
In der Praxis bereiten allerdings noch einige Punkte Schwierigkeiten:
kommerzielle Schnittstellen zur Übernahme der Orientierungsdaten und Berechnung der daraus resultierenden Materialkennwerte in gängige FEM Programme sind nicht verfügbar. Dies bedingt eine Eigenentwicklung für das jeweils vorhandene Softwareumfeld.
lineare Dreiecksschalenelemente sind zwar für thermische Berechnungen gut geeignet, bei statischen Berechnungen aber nicht erste Wahl.
Durch die Zuweisung eines Materials und einer Orientierung für jedes Element und jede Lage dieses Elements fällt eine große Datenmenge an.
Beschränkung auf Schalenelemente bei vielen statischen Problemen unzureichend.
Die praktische Umsetzung und Zusammenführung der dargestellten Methodik sei im folgenden am Beispiel einer einfachen Platte (150 x 200 x 5 mm) erläutert:
Erstellung eines FE Netzes aus lineraren Dreieckselementen mit einem geeigneten Preprozessor
Export des Netzes zum rheologischen Berechnungsprogramm
Hinzufügen der für diese Berechnungen zusätzlich erforderlichen Elemente (Angüsse, etc.)
Berechnung der Faserorientierung sowie des Ausrichtungsrades. Abb. 3 zeigt die sich einstellende Faserausrichtung in der Mittelschicht des Bauteils. Der dazugehörige Ausrichtungsgrad der Fasern wird durch die Ellipsen symbolisiert. Eine schmale Ellipse steht hierbei für einen hohen Ausrichtungsgrad, während ein Kreis für eine nahezu willkürliche Verteilung steht.
Abb.3:Faserorientierung und Verteilung in der Mittelschicht
Entfernen der zusätzlich modellierten Elemente
Berechnung der sich aus dem Ausrichtungsgrad ergebenden Materialkennwerte für jedes Element und jede Lage
Übersetzung dieser Daten in ein Eingabeformat für ein strukturelles FEM Programm.
Definition der Randbedingungen und Lasten und Durchführung der Berechnung. Die in Abb. 4 und Abb. 5 abgebildeten Ergebnisse stammen von Berechnungen, die ohne Mittelung mit 9 Schichten durchgeführt wurden. Um den Einfluß der Faserverteilung als Folge unterschiedlicher Herstellbedingungen darzustellen, wurde die Platte zusätzlich zum oben dargestellten Filmanguß ebenfalls unter Verwendung eines Punktangusses in der Mitte der Platte berechnet. Die sich ergebenden Materialorientierungen sind in für beide Fälle jeweils in der Mitte der Platte und in der Randschicht dargestellt (Abb. 4). Abb. 5 zeigt qualitativ die sich einstellenden Spannungsverteilungen nach von Mises in den Randschichten der beiden Platten bei einer Zugbelastung und macht deutlich, welchen Einfluß die Faserorientierung auf das Bauteilverhalten hat.
Filmanguß | Punktanguß |
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Mittelschicht |
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Randschicht |
Abb.4:Materialorientierung in Abhängigkeit von der Herstellung
Filmanguß | Punktanguß |
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Abb.5: Platte unter Zug (Spannungsverteilung nach von Mises in der Randschicht)
Eine weitere Verfeinerung der oben dargestellten Vorgehensweise stellen folgende Schritte dar:
- Übergang auf parabolische oder höherwertige Dreieckselemente oder Vernetzung mit Viereckselementen, nachfolgende Teilung der Viereckselemente in zwei Dreieckselemente für rheologische Berechnung, die danach für die statische Berechnung wieder zu Viereckselementen zusammengefaßt werden.
- Durch die Beschränkung der Materialkennwerte in eine bestimmte Anzahl von Klassen in Abhängigkeit vom Orientierungsgrad kann eine wesentliche Reduzierung der anfallenden Datenmenge erreicht werden.
- Eine Möglichkeit zur Reduzierung des nötigen Rechenaufwands stellt eine Mittelung der Materialorientierungen und kennwerte über die Dicke dar. Hierbei sind aber folgende Überlegungen zu beachten: Durch den symmetrischen Aufbau der Schichten ist es für statische Berechnungen mit reiner in-plane Belastung sowie bei der Berechnung thermischer Eigenspannungen bei symmetrischer oder konstanter Temperaturverteilung über die Dicke zulässig, die sich ergebenden Materialkennwerte und -orientierungen über die Dicke zu mitteln. Für diese Mittelung muß eine Koordinatentransformation der Materialkennwerte auf die sich ergebende Durchschnittsorientierung durchgeführt werden ( siehe auch Orientation Averaging nach Advani & Tucker /7/). Eine Aussage über den Spannungszustand über die Dicke ist auf diese Art natürlich nicht mehr möglich. In Fällen, in denen Biegebelastung auftritt, entsteht hierbei ein Fehler, da die Materialeigenschaften in der Randschicht durch ihren größeren Abstand zur neutralen Faser das Verhalten des Bauteils unter dieser Belastung stärker beeinflussen als Schichten in der Mitte. Ein noch größerer Fehler tritt auf, falls ein Temperaturgradient über die Dicke existiert, da in diesem Fall auch die Symmetrie der Materialeigenschaften nicht mehr vorhanden ist.
- Übertragung der Ergebnisse für die Schalenelemente auf quaderförmige Volumenelemente mit schichtweisem Aufbau an Stellen, wo auf eine Volumenmodellierung nicht verzichtet werden soll oder kann.
- Übernahme von Schwindung und Verzug, sowie der eingefrorenen Spannungen aus dem Herstellprozeß als Ausgangspunkt für die strukturelle Berechnung
- Verwendung von Materialgesetzen, die das Verhalten von Kunststoffen (Relaxation, Viskoelastizität...) besser beschreiben, als lineare Elastizität
Fazit
Durch die Möglichkeit, die Faserorientierung und -verteilung spritzgegossener kurzfaserverstärkter Bauteile mit rheologischen Berechnungsprogrammen zu bestimmen, ist die Grundlage vorhanden, um auch Bauteile aus diesen Werkstoffen ohne zu große Vereinfachung sowohl unter statischer als auch unter thermischer Last mit gängigen FEM Programmen zu berechnen. Es ergibt sich hierdurch ein geschlossener rechnerischer Ansatz in einem zum Großteil schon verfügbaren CAE Umfeld. Lediglich die Verfügbarkeit kommerzieller Schnittstellen steht hier der praktischen Anwendung noch entgegen. Die Verwendung mikromechanischer Rechenansätze verringert die Anzahl der benötigten Kennwerte drastisch und erlaubt, daß auch Änderungen z.B. beim Faseranteil oder der Faserlänge recht schnell in ihren Auswirkungen simuliert werden können.